Türkentaube [engl. Collared Dove]
Die Türkentaube (Streptopelia decaocto) [Familie der Tauben (Columbidae), Länge 30 - 33 cm, Männchen und Weibchen optisch kaum verschieden] war ursprünglich Brutvogel Vorder- und Zentralasiens (Kleinasien, Irak, Iran, Indien, N-China, u.a.). Von diesen Regionen ausgehend erfolgte seit ungefähr Mitte des 19. Jahrhunderts eine rasche Ausbreitung über die Türkei und den Balkan bis nach Mittel- und W-Europa (erste Brutnachweise in Bayern, Mitteldeutschland und Niedersachsen um 1945 - 1946). Gegenwärtig keine Vorkommen in Island, N-Skandinavien, N-Finnland und N-Russland. Vom überwiegend beige-bräunlichen Gefieder heben sich die schwarz-grauen Handschwingen und der ebenfalls schwarz-grau gefärbte Nackenring deutlich ab (siehe erstes Foto). Ursprünglich war die Türkentaube Brutvogel in offenen und trockenen Landschaften mit Bäumen und Sträuchern. Seit einigen Jahrzehnten aber ist sie ausgesprochene Kulturfolgerin mit Brutaktivitäten und Nahrungssuche in der Nähe menschlicher Siedlungen. Im größten Teil Europas Standvogel; im Winter z.T. aber auch Streuungswanderungen ohne bevorzugte Richtung.
Der "Gesang" ist ein mehrfach wiederholtes dreisilbiges "uh-uuh-uh" (mit Betonung auf dem zweiten Laut). Nestbau zumeist auf Bäumen, z.T. auch in hohen Sträuchern, in 4 - 10 m Höhe. Nest flach, aus dünnen Zweigen, ausgepolstert mit Halmen und feinen Wurzeln. Bis zu 4 Bruten im Jahr (ab Ende Februar bis Oktober) mit jeweils 2 Eiern. Brutdauer 14 - 16 Tage. Nestlingszeit 14 - 20 Tage. Beide Altvögel füttern. Die Jungvögel, erkennbar am Fehlen des schwarz-grauen Nackenrings, kehren in den ersten Tagen nach Erreichen der Flugfähigkeit noch häufig ins Nest zurück. Sie werden nach etwa 4 Wochen von den Altvögeln aus dem Revier verjagt. Die Nahrung besteht aus Samen von Wildpflanzen, Getreidekörnern, Knospen und Beeren, z.T. aber auch aus Insekten. Die Jungenaufzucht erfolgt wie bei allen Tauben zunächst mit einem Brei aus den Kropfdrüsen, später mit einer Beimischung von im Kropf gequollenen Körnern. - In Mitteleuropa 1,0 - 1,75 Mio. Brutpaare (Deutschland 270.000 - 440.000 BP). Keine Gefährdung der Art erkennbar.
Quellen der Informationen zur Art: (1) Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas (H.-G. Bauer et al., Hrsg.) AULA-Verlag, Wiebelsheim 2012; (2) Mitteleuropäische Vogelwelt (K. Heinroth) Kronen-Verlag Erich Cramer, Hamburg 1959;
(3) Das BLV Handbuch Vögel. Alle Brutvögel Mitteleuropas (E. Bezzel) Gräfe und Unzer Verlag GmbH, München 2019
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