Weißstorch [engl. White Stork]
Der Weißstorch (Ciconia ciconia) [Familie der Störche (Ciconiidae), Länge 100 - 102 cm, Flügelspannweite 155 - 165 cm, Geschlechter sehr ähnlich]
war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts weit verbreiteter Brutvogel in Europa (Spanien, Portugal, Frankreich, Mitteleuropa, Osteuropa), Kleinasien und NW-Afrika. Seine Lebensräume sind offene
Landschaften mit niedrigem Pflanzenwuchs (in Mittel-, Nord- und Osteuropa feuchte Wiesen, extensiv genutzte Weiden, Flachwasserregionen, u.a.; im Süden auch in Steppenlandschaften). Die Nahrung
besteht aus Lurchen, Reptilien, Kleinsäugern (Mäusen), Fischen, Würmern, großen Insekten und auch Aas. Im westlichen Mitteleuropa haben die Vernichtung der Weißstorch-Lebensräume durch
Intensivierung der Landwirtschaft, Landschaftsnutzung bis auf den letzten Quadratmeter, Grundwasserabsenkungen, großflächige Baumaßnahmen, u.a. dafür gesorgt, dass der Weißstorch nur noch mit
kleinen Restbeständen, verstärkt durch Auswilderung von Zuchtvögeln, vertreten ist (in Deutschland nur noch ca. 4.000 Brutpaare). Im östlichen Mitteleuropa (Polen, Ungarn) und in Osteuropa
(Baltikum, Weißrussland, Ukraine) gibt es noch relativ große stabile Brutpopulationen (insgesamt ca. 100.000 Brutpaare). Angesichts dieser Situation wurde der Weißstorch vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) in
den Jahren 1984 und 1994 zum Vogel des Jahres gewählt. Auf dem ersten Foto, aufgenommen in der Dümmer See-Region unweit der Naturschutzstation Dümmer in Hüde (Kr. Diepholz), ein
adulter Vogel bei der Nahrungssuche auf einer Feuchtwiese.
Die autochthonen Weißstörche sind Zugvögel (die in D ausgewilderten Zuchtstörche bleiben aber zumeist auch in den Wintermonaten am Brutstandort). Die Winterquartiere
der Brutvögel des westlichen MEs, Frankreichs, Spaniens und Portugals ("Weststörche") liegen im westlichen Afrika (Zug dorthin über Gibraltar), die der deutschen Brutvögel z.T. auch in
Spanien. Die "Oststörche" (Brutvögel des östlichen Mitteleuropas, O-Europas und Kleinasiens) ziehen nach Ost- und Südafrika mit Zug über Israel und Palästina. Nestbau zumeist auf hohen Gebäuden
bzw. Bauwerken, seltener auf Bäumen. Weißstörche sind sehr ortstreue Vögel. Sie kehren nicht nur immer wieder an ihre alten Brutstandorte zurück, sondern besetzen zumeist auch wieder die alten
Nester (häufig mit Haussperlingen oder Feldsperlingen als "Untermieter"). In Mitteleuropa Beginn des Brutgeschäfts Ende März
bis Anfang Mai. Gelege enthalten 3 - 5 Eier. Brutdauer 32 Tage (Männchen und Weibchen brüten). Die Jungvögel werden von beiden Elternvögeln gefüttert (auf dem zweiten Foto ein Altvogel mit zwei
Juv. auf dem Horst), sind mit 55 - 60 Tagen flügge und nach etwa 3 Monaten selbständig. Nur eine Jahresbrut. - In Deutschland brütet der Weißstorch vor allem in den nördlichen und
östlichen Bundesländern. In den übrigen Gebieten Deutschlands ist er regelmäßig als Durchzügler und Rastvogel während der Zugzeiten (März bzw. August/September) zu sehen. Im Jahr 2023 fand (als
kleine ornithologische Sensation) in der Nähe von Lüder im Landkreis Uelzen, Niedersachsen, eine erfolgreiche Mischbrut zwischen Weißstorch und Schwarzstorch mit zwei bis zur Selbständigkeit
herangewachsenen Jungvögeln statt (Literaturzitat [3] im nachfolgenden Abschnitt).
Quellen der Informationen zur Art:
(1) Handbuch der Vögel Mitteleuropas (U.N. Glutz von Blotzheim, Hrsg.) Lizenzausgabe eBook, AULA-Verlag, Wiebelsheim 2001; (2) Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas
(H.-G. Bauer et al., Hrsg.) AULA-Verlag, Wiebelsheim 2012; (3) Erfolgreiche Mischbrut zwischen Weiß- und Schwarzstorch (A. Torkler & J. Neumann) in: Der Falke. 70. Jahrgang. Heft
10, AULA-Verlag, Wiebelsheim 2023
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