Teichhuhn [engl. Moorhen]
Das Teichhuhn [Teichralle] (Gallinula chloropus) [Länge 32 - 35 cm, Geschlechter sehr ähnlich] ist ein Verwandter vom Blässhuhn, auf unseren Gewässern aber nicht so häufig wie letzteres. Der Name Teichhuhn und auch der wissenschaftliche Gattungsname "Gallinula" (= kleines Huhn) sind streng genommen falsch, da unser "Kleines Huhn" (so wie das Blässhuhn) gar nicht zu den Hühnervögeln, sondern vielmehr zur Familie der Rallen (Rallidae) gehört. Es ist Brutvogel der flachen und bergigen Regionen (mit Ausnahme der Hochgebirge) im größten Teil von Europa (ohne Island, N-Skandinavien und N-Finnland), Nord- und Süd-Amerika, Nordafrika und Teilen von Mittel-, Süd- und Südost-Asien. Brutstandorte sind die Uferzonen und Verlandungsbereiche von stehenden und langsam fließenden Gewässern (Seen, Teiche, Altarme der Flüsse, Dorfteiche, Parkweiher, etc.). Ursprünglich war das Teichhuhn ein relativ scheuer Wasservogel, der abseits von menschlicher Nähe brütete. Seit einigen Jahrzehnten aber hat es (wie z.B. die Stockente) viel von seiner Scheu abgelegt und auch die Gewässer in stark besuchten städtischen Parks besiedelt. Auf dem ersten Foto ein brütender Altvogel auf dem Nest.
In West-, Süd- und Mitteleuropa, auf den britischen Inseln, in S-Skandinavien und in Kleinasien ist das Teichhuhn Jahresvogel (z.T. Kurzstreckenzieher), in den übrigen Gebieten Europas und Mittelasiens Kurzstreckenzieher mit Winterquartieren in NW-Afrika, auf dem Balkan, u.a. Die Nahrung ist teilweise tierisch (Wasserinsekten, Muscheln, Schnecken) und teilweise pflanzlich (Algen, Landpflanzen, Samen, Beeren, u.a.) mit jahreszeitlich unterschiedlichen Anteilen dieser beiden Komponenten. Bei der Suche nach Nahrung klettern die Teichhühner auch in Sträucher, um an die dortigen Beeren oder Früchte zu gelangen. Beginn der Brutaktivitäten in Mitteleuropa Anfang bis Mitte April. Vor Brutbeginn baut das Männchen so genannte "Spielnester". Das eigentliche Brutnest (vgl. erstes Foto) wird meist in der Ufervegetation der Gewässer gebaut, auf Plattformen von im Wasser stehenden Kunstbauten und manchmal auch in den auf die Wasserfläche hinausragenden niedrigen Zweigen eines Baums oder Strauchs.
Die Gelege enthalten 5 - 11 Eier. Brutdauer 20 - 21 Tage. Beide Altvögel brüten. Die Küken (zweites Foto) können nach dem Schlüpfen sofort schwimmen, bleiben noch einige Tage auf dem Nest und kehren insbesondere nachts mit dem Weibchen dorthin zurück. Die Jungvögel werden von beiden Elternvögeln gefüttert und erreichen ihre Selbständigkeit 48 - 49 Tage nach dem Schlüpfen. Auf dem dritten Foto ein selbständiger Jungvogel auf einem Binnengewässer in Zeeland, NL. Bis zu 3 Bruten pro Jahr. Die halb erwachsenen Jungvögel helfen mit bei der Fütterung der Jungen aus Folgebruten (viertes Foto). In Mitteleuropa beträgt der Bestand des Teichhuhns ca. 110.000 - 170.000 Brutpaare (Deutschland ca. 50.000). Trotz regionaler Biotopverluste durch wasserbauliche Maßnahmen, Entfernung der Ufervegetation, menschliche Freizeitaktivitäten, aber auch aufgrund von Konkurrenz und Verdrängung durch das aggressivere Blässhuhn, etc., ist derzeit keine Bedrohung des Artbestands zu erkennen.
Quellen der Informationen zur Art:
(1) Handbuch der Vögel Mitteleuropas (U.N. Glutz von Blotzheim, Hrsg.) Lizenzausgabe eBook, AULA-Verlag, Wiebelsheim 2001; (2) Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas (H.-G. Bauer et al., Hrsg.) AULA-Verlag, Wiebelsheim 2012; (3) Mitteleuropäische Vogelwelt (K. Heinroth) Kronen-Verlag Erich Cramer, Hamburg 1959
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