Steinwälzer [engl. Turnstone]
Der Steinwälzer (Arenaria interpres) [Länge 22 - 24 cm, Geschlechter ähnlich gefärbt] verdankt seinen Namen dem angeborenen Verhalten, bei der Nahrungssuche am Boden kleine Steine, Muscheln, Seetang, etc. umzuwenden. Bis Mitte der 1990er Jahre wurde er der Familie Regenpfeiferverwandte (Charadriidae) zugerechnet (zu der außer den Regenpfeifern u.a. auch der Kiebitz gehört), wird neuerdings aber als Angehöriger der Familie Schnepfenverwandte (Scolopacidae) betrachtet. Er ist Brutvogel in küstennahen arktischen Tundren N-Europas, N-Asiens, N-Amerikas, Grönlands und Spitzbergens sowie in den Küstenregionen Norwegens, Schwedens, Finnlands, des N-Baltikums und N-Russlands. An den Küsten Mittel-, W- und S-Europas sieht man Steinwälzer meist nicht mehr in ihrem auffällig bunten Prachtkleid (Schultern und Flügel orange mit schwarzen Streifen und Flecken, markant schwarz-weißes Kopf- und Halsmuster, weiße Unterseite), sondern im Übergangskleid (erstes Foto), im Schlichtkleid (zweites Foto) oder im Jugendkleid (drittes Foto). Nach der Brutsaison ziehen die Brutvögel aus N-Europa an die Küsten der Britischen Inseln, NW-Mitteleuropas, N- und W-Frankreichs, Spaniens (einschl. Balearen), Sardiniens, Siziliens und NW-Afrikas. Rückkehr in die Brutgebiete April bis Mai.
Die Brutplätze liegen stets in Küstennähe auf trockenen Felsböden, u.ä. Der Nestbau erfolgt in Pflanzenwuchs, Felsspalten oder zwischen größeren Steinen mit zumeist sehr spärlicher Auskleidung der Nestmulde. Beginn des Brutgeschäfts im Süden des Brutareals ab Anfang/Mitte Mai, im Norden erst ab Ende Mai bis Anfang Juni. Gelege enthalten 3 - 4 Eier. Brutdauer 22 - 24 Tage. Nestlingszeit etwa 14 Tage. Die Jungvögel sind nach ca. 20 Tagen flügge. Nur 1 Jahresbrut. An den Brutplätzen besteht die Nahrung aus Pflanzensamen und Insekten, an den Meeresküsten aus Ringelwürmern, kleinen Krebsen und Weichtieren. Während der Zugzeit und im Winter sind an den Rast- und Überwinterungsstandorten Europas jährlich mehrere Tausend Vögel zu beobachten (z.B. an den Nordseeküsten der NL bis zu 3.000 und mehr), häufig vergesellschaftet mit Meerstrandläufern. Der europäische Gesamtbestand des Steinwälzers beträgt schätzungsweise 34.000 - 80.000 Brutpaare (mit den größten Populationen in Grönland, Norwegen, Finnland und Russland). Eine Gefährdung der Art scheint nach derzeitigem Kenntnisstand nicht zu bestehen. Zum Schluss noch ein Hinweis auf falsche Artbenennungen im Internet. Auf einigen Webseiten werden Steinwälzer-Fotos betitelt mit "Meerstrandläufer" ! Also: Augen auf beim Besuch vogelfotografischer Webseiten.
Quellen der Informationen zur Art: (1) Handbuch der Vögel Mitteleuropas (U.N. Glutz von Blotzheim, Hrsg.) Lizenzausgabe eBook, AULA-Verlag, Wiebelsheim 2001;
(2) Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas (H.-G. Bauer et al., Hrsg.) AULA-Verlag, Wiebelsheim 2012;
(3) Die Vögel Europas (W. Makatsch). Lizenzausgabe für Anaconda Verlag GmbH, Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart 1994
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