Heringsmöwe [engl. Lesser Black-backed Gull]
Die Heringsmöwe (Larus fuscus) [Körperlänge 51 - 64 cm, Flügelspannweite 135 - 150 cm, Geschlechter gleich, Familie der Möwen (Laridae)] ist eine der in Mitteleuropa vorkommenden weißköpfigen Großmöwen. Im Adultkleid ist die Heringsmöwe von der etwas größeren Silbermöwe durch die viel dunkler gefärbte Oberseite (dunkelgrau bis schwarz), die Gelbfärbung der Beine und den etwas schlankeren Habitus unterschieden (siehe erste zwei Fotos), von der ähnlich gefärbten Mantelmöwe vor allem durch die viel geringere Größe. Die Heringsmöwe ist eine ausgesprochen marine Species, die mehrheitlich in der Nähe der Meeresküsten und nur selten im küstenfernen Binnenland brütet. Das Brutareal erstreckt sich von W-Europa bis W-Sibirien. Die Existenz zweier Unterarten (UA) ["graellsii" und "fuscus"] gilt als gesichert, die einer dritten ["intermedius"] wird nicht von allen Fachleuten anerkannt. Die UA unterscheiden sich bezüglich Flügellänge, Länge der Beine sowie Färbung von Mantelgefieder & Schwingen-Deckfedern und haben verschiedene Brutgebiete. Außerhalb der Brutzeit sind an den mitteleuropäischen Nordseeküsten Angehörige aller UA anzutreffen. Deren eindeutige Bestimmung im Freiland ist aber problematisch, weil die Bewertung der zur Unterscheidung benutzten Merkmale (Gestalt, Gefiederfärbung) einem ziemlich großen Ermessensspielraum seitens des Beobachters unterliegt.
Die Nahrung der Heringsmöwe besteht aus Krabben, Fischen, Fischereiabfällen, Regenwürmern, Insekten und Lebensmittelabfällen auf Mülldeponien. Nestbau meist am Boden im Schutz von Pflanzenwuchs, gelegentlich auch auf Gebäuden. Legebeginn frühestens ab Ende April (in Nord-Europa erst ab Mai). Gelege enthalten 2 - 3 Eier. Brutdauer 26 - 31 Tage. Beide Elternvögel brüten und füttern. Nur eine Jahresbrut. Die Jungvögel verlassen das Nest wenige Tage nach dem Schlüpfen, bleiben zunächst in dessen Nähe und sind mit 35 - 40 Tagen flügge. Sie unterscheiden sich von denen der Silbermöwe durch ihre ausgesprochen düster-braune Färbung (drittes Foto). Nach der Brutsaison ziehen die Heringsmöwen aus den nord- und osteuropäischen Brutgebieten in südlichere bzw. westlichere Regionen (Nordseeküsten Mitteleuropas und Großbritanniens, Atlantikküsten von Frankreich und Spanien, Küsten des Mittelmeerraums, West- und Ost-Afrikas, des Schwarzen Meers, sowie Binnengewässer in West-, Mittel- und Ost-Europa).
Wie bei anderen Großmöwen (Silbermöwe, Mantelmöwe, Mittelmeermöwe, u.a.) dauert auch bei der Heringsmöwe die Entwicklung vom Jugendkleid zum Adultkleid 4 Jahre ("Vierjahresmöwe"). Ein halberwachsener Vogel vermutlich im zweiten Jahr auf dem vierten Foto. - In Mitteleuropa ist die Heringsmöwe mit etwa 100.000 Brutpaaren vertreten (58.000 - 72.000 Brutpaare in den Niederlanden, ca. 3.000 in Belgien und 23.000 - 29.000 in Deutschland). Außerhalb der Brutsaison sind die Bestände an den Nordseeküsten West- und Mitteleuropas deutlich höher aufgrund des starken Zuflugs nord- und osteuropäischer Brutvögel. Im nördlichen Rheinland ist die Heringsmöwe hauptsächlich Gastvogel. Im Winter sieht man auf den renaturierten Baggerseen des rheinischen Braunkohlereviers (inklusive Zülpicher See [eigene Beobachtungen]) bis zu mehrere Hundert Vögel. Eine Gefährdung der Art besteht nicht.
Quellen der Informationen zur Art:
(1) Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas (H.-G. Bauer et al., Hrsg.) AULA- Verlag, Wiebelsheim 2012; (2) Die Vögel zwischen Sieg, Ahr und Erft (G. Rheinwald & S. Kneitz) Ginster-Verlag, St. Katharinen 2002; (3) Der Kosmos Vogelführer (L. Svensson et al.) Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2011
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