Lachmöwe [engl. Black-headed Gull]
Die Lachmöwe (Chroicocephalus [Larus] ridibundus) [Länge 35 - 39 cm, Flügelspanne 94 - 110 cm, Geschlechter gleich] aus der großen Familie der Möwen (Laridae) ist die häufigste der in Mitteleuropa brütenden kleineren Möwen. Im Prachtkleid mit der dunkelbraunen, manchmal fast schwarz wirkenden Kapuze (siehe erstes Foto) werden die adulten Vögel ihrem englischen Namen Black-headed Gull gerecht. Im Schlichtkleid (etwa ab Ende Juli bis etwa Ende Januar) fehlt die dunkel-braune Kapuze, stattdessen ist ein breiter schwärzlicher Ohrfleck vorhanden (zweites Foto). Das Verbreitungsgebiet reicht von NW- und S-Europa bis Ostsibirien und Kamtschatka. Die Lachmöwe brütet in Verlandungszonen von Seen, in sumpfigen Gebieten im Binnenland und auf Salzwiesen im Küstenbereich. In den dicht besiedelten und sehr intensiv genutzten Kultur- und Industrielandschaften Mitteleuropas nimmt das Brutplatzangebot allerdings immer mehr ab. In Deutschland liegen die Lachmöwen-Brutplätze vor allem in großen Naturschutzgebieten, wie beispielsweise im Zwillbrocker Venn (NRW) und in der Dümmer See-Region (NS).
Beginn des Brutgeschäfts in Mitteleuropa Anfang April bis Anfang Mai. Nestbau (Koloniebrüter !) auf trockener oder nasser Unterlage in Pflanzenwuchs, manchmal auch auf kahlem Boden. 2 - 4 Eier pro Gelege. Brutdauer 22 - 24 Tage. Beide Altvögel brüten. Die Juv. bleiben zunächst in der näheren Umgebung des Nests, werden von beiden Eltern gefüttert, sind mit 26 - 28 Tagen flugfähig und mit etwa 35 Tagen selbständig. Ein selbständiger Jungvogel ist auf dem vierten Foto zu sehen. Die Lachmöwe bevorzugt tierische Kost ( Regenwürmer, Insekten, kleinere Fische, kleine Krebstiere, u.a.). Auch Lebensmittelreste (z.B. auf Mülldeponien) und pflanzliche Bestandteile (inkl. das von Menschen angebotene Brot) werden verzehrt. Lachmöwen agieren auch als Futterräuber. Sie belagern zum Beispiel nach Nahrung tauchende Blässhühner, die während ihrer Tauchgänge Wasserpflanzen mit anhaftendem Kleingetier vom Gewässergrund holen und nehmen dieses Material den sich kaum wehrenden "Opfern" ab (vgl. drittes Foto).
Nach Ende der Brutsaison (spätestens Ende Juli) verlassen die Lachmöwen ihre Brutgebiete. Die in D brütenden Vögel ziehen in west- und südwesteuropäische Winterquartiere. In der Eifel und Voreifel, im Großraum Bonn-Köln und im rheinischen Braunkohlerevier versammeln sich insgesamt jährlich mehrere Tausend Vögel. In den Wintermonaten konnte ich am Laacher See und am Zülpicher See in den letzten Jahren regelmäßig 40 - 80 bzw. 80 - 130 Lachmöwen als Gastvögel zählen. Verschiedene Ringfunde zeigen, dass viele der im Rheinland überwinternden Vögel aus dem nordöstlichen Europa (Baltikum und Russland) stammen. Rückflug in die Brutgebiete erfolgt ab Ende Februar bis Anfang März. Nur wenige Vögel (meistens Nichtbrüter) bleiben auch ganzjährig in den Überwinterungsgebieten.
Anders als bei den mittelgroßen Möwen (Sturmmöwe u.a. ["Dreijahresmöwen"]) und den Großmöwen (Silbermöwe, Heringsmöwe u.a. ["Vierjahresmöwen"]) dauert bei der Lachmöwe die Entwicklung vom Jugendkleid zum Adultkleid nur zwei Jahre ["Zweijahresmöwe"]. Der selbständige Jungvogel auf dem vierten Foto (fotografiert im September) würde also (sein Überleben vorausgesetzt) schon im folgenden Jahr das Adultkleid tragen. Der Brutbestand der Lachmöwe in Mitteleuropa beträgt etwa 400.000 Paare (Deutschland ca. 150.000). Trotz Rückgang der Bestände in den letzten Jahren (Verlust von Bruthabitaten und direkte menschliche Verfolgung) gilt die Art als nicht gefährdet.
Quellen der Informationen zur Art: (1) Handbuch der Vögel Mitteleuropas (U.N. Glutz von Blotzheim, Hrsg.)
Lizenzausgabe eBook, AULA-Verlag, Wiebelsheim 2001; (2) Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas
(H.-G. Bauer et al., Hrsg.) AULA-Verlag, Wiebelsheim 2012; (3) Die Vögel zwischen Sieg, Ahr und Erft
(G. Rheinwald & S. Kneitz) Ginster-Verlag, St. Katharinen 2002
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