Waldohreule [engl. Long-eared Owl]
Die Waldohreule (Asio otus) [Familie der Ohreulen und Käuze (Strigidae), Körperlänge 35 - 38 cm, Flügelspanne
90 - 100 cm] ist nach dem Waldkauz (Strix aluco) die häufigste Eule Mitteleuropas. Sie ist Brutvogel im gesamten Eurasien (von den Azoren und Kanaren über Kontinentaleuropa bis Sachalin und
Japan) und in N-Amerika (dortiger Name "Long-eared Owl"). Die Geschlechter sind ähnlich gefärbt, die Männchen aber zumeist etwas heller als die Weibchen und unterseits schwächer gestreift (auf
dem ersten Foto ein Vogel im Adultkleid am Tagesschlafplatz). Die Waldohreule ist Jahres- und Standvogel im größten Teil ihres Brutareals. Die Brutvögel des hohen Nordens (N-Skandinavien,
N-Finnland, N-Russland und N-Sibirien) weichen im Winter in weiter südlich gelegene Gebiete aus. Lebensräume sind reich strukturierte offene bis halb offene Landschaften. Brut in Feldgehölzen, in
den Randbereichen von Wäldern und in Parklandschaften, i.d.R. in verlassenen Nestern anderer Vögel (Rabenkrähe, Ringeltaube, Graureiher, Greifvögel, u.a.). Jagd nach Beute [hauptsächlich Feld- und Spitzmäuse, aber
auch Vögel (zumeist Sperling-Größe) und gelegentlich große Insekten (Käfer, Heuschrecken, Maulwurfsgrillen)] in offenem Gelände mit niedriger Vegetation.
Die Waldohreule ist nacht- und dämmerungsaktiv. Im Herbst und Winter sieht man zuweilen kleinere Gruppen von Vögeln an ihren Tagesschlafplätzen (siehe zweites Foto). In Mitteleuropa Beginn der Brutsaison Mitte März / Mitte April. Gelegegröße 3 - 5 Eier (in Jahren mit hohem Mäusevorkommen 6 - 8). Brutdauer 25 - 30 Tage. Das Weibchen brütet allein und wird vom Männchen mit Nahrung versorgt. Die jungen Nestlinge werden vom Weibchen mit der vom Männchen eingebrachten Beute gefüttert. Nestlingszeit ca. 20 Tage. Jungvögel nach ca. 5 Wochen voll flugfähig. Nur 1 Jahresbrut, aber bis zu 2 Ersatzgelege bei Brutverlust. Brutbestand in Mitteleuropa 60.000 - 110.000 Paare (in Deutschland 25.000 - 40.000). Bezüglich Veränderungen des Bestands gibt es kaum verlässliche Daten, weil die Balzzeit bei der Waldohreule (mit dem charakteristischen "Balzgesang" eines im 2,5 bis 3-Sekunden-Takt mehrfach wiederholten dumpfen huh) nur sehr kurz ist und deshalb die Zählung evtl. Brutpaare in einem Gebiet schwierig macht. Eine konkrete Gefährdung des Artbestands scheint aber derzeit nicht zu bestehen.
Quellen der Informationen zur Art: (1) Handbuch der Vögel Mitteleuropas (U.N. Glutz von Blotzheim, Hrsg.)
Lizenzausgabe eBook, AULA-Verlag, Wiebelsheim 2001; (2) Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas
(H.-G. Bauer et al., Hrsg.) AULA-Verlag, Wiebelsheim 2012; (3) Der Kosmos Vogelführer (L. Svensson et al.)
Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2011; (4) A Field Guide to the Birds of Eastern and Central North America
(R. T. Peterson & V. M. Peterson) Houghton Mifflin Company, Boston & New York 1980
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