Turmfalke [engl. Kestrel]
Der Turmfalke (Falco tinnunculus) [Familie der Falken (Falconidae), Länge 32 - 39 cm, Flügelspannweite 65 - 82 cm, Geschlechter verschieden gefärbt] ist in Mitteleuropa mit 80.000 - 130.000 Brutpaaren (D 41.000 - 68.000) hinter dem Mäusebussard der zweithäufigste Greifvogel. Vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) wurde er 2007 zum "Vogel des Jahres" gewählt. Auf dem ersten Foto ein Männchen an einem Beobachtungsturm für Kraniche im Rehdener Geestmoor (Niedersachsen). Das Brutareal umfasst Europa (ausgenommen Regionen im äußersten Norden), NW-Afrika und Afrika südlich der Sahara-Zone, Kleinasien und Mittelasien. In Süd-, West-, Mittel- und nahem Osteuropa, NW-Afrika, Kleinasien und südlichem Mittelasien Jahresvogel. Die Brutvögel N-Skandinaviens, N-Finnlands, des nördlichen Osteuropas, N-Russlands und des nördlichen Mittelasien ziehen im Winter in weiter südlich gelegene Gebiete (Mitteleuropa, Mittelmeergebiet, u.a.). Lebensräume sind offene und halboffene Landschaften (inkl. Ortschaften & Gewerbegebiete) mit Bäumen und Büschen. Typische Lautäußerung des Turmfalken ist eine Folge kurzer Töne, lautmalerisch etwa "ki-ki-ki-ki-ki-ki". Anders als beim Sperber, einem weitgehend auf kleinere Vögel spezialisiertem Greifvogel, besteht die Nahrung des Turmfalken mehrheitlich aus Kleinsäugern (Wühlmäuse, Langschwanzmäuse, Spitzmäuse, Maulwürfe), in geringem Umfang auch aus kleinen Reptilien, großen Insekten und - seltener - aus Vögeln.
In offenem Gelände sieht man den Turmfalken häufig in ca. 10 m Höhe auf der Stelle "rüttelnd" nach Beute Ausschau halten (siehe zweites Foto). Beginn des Brutgeschäfts in Mitteleuropa i.d.R. ab Anfang April. Nestbau an Felsen oder Gebäuden. Brut auch in verlassenen Nestern von Vögeln vergleichbarer Größe (Rabenkrähe, u.a.). Gelege enthalten 4 - 6 Eier. Brutdauer 27 - 32 Tage. Weibchen brütet allein. Nestlingszeit 27 - 32 Tage. Männchen bringt Beute. Die Juv. sind ca. 4 Wochen nach dem Ausfliegen selbständig. Nur eine Jahresbrut; aber Ersatzgelege bei Verlust der ersten Brut. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren die Bestände des Turmfalken in Mitteleuropa weitgehend stabil. Ab 1960er Jahre z.T. starke Bestandsabnahmen in den landwirtschaftlich intensiv bewirtschafteten Kulturlandschaften. Ursachen der Verluste: Einsatz von Pestiziden, Quecksilber-haltigen Saatgut-Beizmitteln und Giftködern, Rückgang des Beutetier-Angebots, Abholzung von Feldgehölzen, etc. In den landwirtschaftlich weniger intensiv bewirtschafteten Regionen der Mittelgebirge sind die Bestände gegenwärtig in etwa stabil.
Quellen der Informationen zur Art: (1) Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas (H.-G. Bauer et al., Hrsg.)
AULA-Verlag, Wiebelsheim 2012; (2) Der Kosmos Vogelführer (L. Svensson et al.) Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2011; (3) Taschenlexikon der Vögel Deutschlands (H.-J. Fünfstück et al.) Quelle & Meyer Verlag,
Wiebelsheim 2010
Zur übergeordneten Seite