Schilfrohrsänger [engl. Sedge Warbler]
Der Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) [Länge 13 cm, Familie der Rohrsänger (Acrocephalidae), Geschlechter gleich gefärbt] ist neben
Drosselrohrsänger, Sumpfrohrsänger und Teichrohrsänger einer der vier in Mitteleuropa regelmäßig brütenden Rohrsänger. Sein Brutareal
reicht von den Britischen Inseln über West-, Mittel-, Nord- und Osteuropa bis nach Mittelsibirien und umfasst außerdem die Länder SO-Europas, Anatolien und die Kaukasusregion. Bevorzugte
Lebensräume sind die Verlandungszonen von Seen und Weihern sowie die Randbereiche von wasserführenden Gräben mit Binsen, hohen Gräsern, Stauden und niedrigen Weiden- und Erlenbüschen (also
Standorte, die in ME zunehmend "Mangelware" werden). Der Schilfrohrsänger ist Zugvogel. Seine Überwinterungsgebiete liegen im südlichen Afrika (Regionen südlich der Sahelzone bis nach Namibia).
Rückkehr aus den Winterquartieren ab Mitte April. Das erste Foto zeigt einen adulten Vogel in der dichten Vegetation am Rand eines wasserführenden Grabens in der Nähe des Dümmer
Sees (Kreis Diepholz, Niedersachsen).
Der lang anhaltende und laute Gesang ist ein Potpourri aus schwätzenden, pfeifenden und trillernden Tönen untermalt mit Imitationen anderer Vogellaute. Er wird
meistens von einer leicht erhöhten Singwarte (ca. 0,5 - 1 m über dem Boden) vorgetragen (siehe zweites Foto). Manchmal auch kurze Singflüge. Nestbau bodennah (ca. 0,5 m über dem Boden) in dichter
Vegetation. Brut von Mai bis Juni. Gelege mit 4 - 6 Eiern. Brutdauer 12 - 14 Tage. Weibchen brütet allein. Nestlingsdauer 11 - 14 Tage. Beide Elternvögel füttern. Die Jungvögel sind nach 17 - 19
Tagen flugfähig und mit 25 - 30 Tagen selbständig. Nur eine Jahresbrut, aber Ersatzgelege bei Verlust der ersten Brut. Die Nahrung besteht aus Insekten, Insektenlarven und kleinen Spinnen. Abzug
aus den Brutgebieten Juli bis August. - Im östlichen Mitteleuropa (Polen, Slowakei, Ungarn) ein Bestand von 300.000 - 400.000 Brutpaaren. In Deutschland Vorkommen vor allem in
den nördlichen Bundesländern (hauptsächlich Niedersachsen [z.B. in der Umgebung des Dümmer Sees] und Mecklenburg-Vorpommern, mit insgesamt nur noch 6.000 - 12.000
Brutpaaren). Der Schilfrohrsänger gehört deshalb in D schon zu den eher seltenen Vogelarten und könnte in wenigen Jahren auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Vögel stehen.
Gefährdungsursachen sind der zunehmende Mangel an geeigneten Brutbiotopen aufgrund von Entwässerung, Flurbereinigung, Intensivierung der Landwirtschaft mit verstärkter Nutzung von Uferzonen und
Grabenrändern, etc., große Verluste durch massenhafte Zugvogel-Tötung im Mittelmeerraum (siehe Internetseite vom Komitee gegen den Vogelmord) sowie Nahrungsmangel und Vergiftung durch intensiven Pestizideinsatz in den
Winterquartieren.
Quellen der Informationen zur Art: (1) Handbuch der Vögel Mitteleuropas (U.N. Glutz von Blotzheim, Hrsg.)
Lizenzausgabe eBook, AULA-Verlag, Wiebelsheim 2001; (2) Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas
(H.-G. Bauer et al., Hrsg.) AULA-Verlag, Wiebelsheim 2012; (3) Der Kosmos Vogelführer (L. Svensson et al.)
Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2011
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