Dorngrasmücke [engl. Whitethroat]
Die Dorngrasmücke (Sylvia communis) [Länge 14 cm, Familie der Grasmücken (Sylviidae), Geschlechter ähnlich] ist Brutvogel in offenen Landschaften mit Büschen, Hecken und niedrigem Gestrüpp. Im ersten Foto ein adulter Vogel, wahrscheinlich ein Weibchen. Der Name "Grasmücke" hat weder mit Gras noch mit Mücken zu tun, sondern leitet sich vom mittelhochdeutschen Wort "Grausmucker" ab, womit ein grauer Vogel gemeint ist, der durchs Gebüsch schlüpft. Zu Gesicht bekommt man die Dorngrasmücke, und zwar die Männchen, insbesondere dann, wenn sie von der Spitze eines Strauchs oder im Singflug ihren kurzen Gesang hören lassen (lautmalerisch etwa wie "didl-lidl-lidl-lit"). Letzterer ist von Mitte April (wenn die Vögel aus ihren afrikanischen Winterqartieren zurück gekommen sind) bis etwa Ende Juni zu hören. Das Brutareal umfasst Europa (mit Ausnahme von Island, Mittel- und N-Skandinavien, N-Finnland, den höheren Regionen der Alpen, S-Spanien, S-Portugal, Balearen, Korsika und Sardinien), einige eng umgrenzte Gebiete in NW-Afrika, Kleinasien und das mittlere Asien bis zur Mongolei. Die Dorngrasmücke ist Langstreckenzieher. Ihre Winterquartiere liegen in W- und O-Afrika vom Südrand der Sahara bis zur Regenwaldzone bzw. bis Botswana, Namibia, Transvaal und Zimbabwe.
Beginn des Brutgeschäfts ab Mitte April. Nest bodennah (max. 1 m hoch) in dornigen Sträuchern (Heckenrose, Schlehdorn, Weißdorn, etc.), Brombeergestrüpp oder in Brennesseln. Gelege enthalten 3 - 6 Eier. In der Regel nur eine Jahresbrut. Bei dessen Zerstörung durch Marder etc. auch Ersatzbrut. Brutdauer 10 - 15 Tage. Nestlingszeit 10 - 14 Tage. Die ausgeflogenen Jungvögel werden von den Elternvögeln noch mindestens 3 Wochen gefüttert. Die Nahrung besteht überwiegend aus weichhäutigen Insekten und deren Larven (weniger Beerenkost als z.B. bei der Mönchsgrasmücke). Die Dorngrasmücke kann Wirtsvogel für den Kuckuck sein. Schon ab Ende August bis Anfang September verlassen Dorngrasmücken ihre Brutgebiete, um sich auf den Zug in ihre afrikanischen Winterquartiere zu begeben. Der Bestand in ME beträgt 1,8 - 3,4 Millionen Brutpaare (Deutschland nur 0,25 - 0,5 Mio.). Gefährdung der Art durch Habitatverlust in den Brutgebieten (Flurbereinigung, Verschwinden von Brachflächen, Rodung von Hecken etc.), durch Pestizideinsatz und Dürre in den Überwinterungsgebieten sowie durch die massenhafte Zugvogel-Tötung für kulinarische Zwecke in den mediterranen Durchzugsgebieten (siehe Komitee gegen den Vogelmord).
Quellen der Informationen zur Art: (1) Handbuch der Vögel Mitteleuropas (U.N. Glutz von Blotzheim, Hrsg.)
Lizenzausgabe eBook, AULA-Verlag, Wiebelsheim 2001; (2) Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas
(H.-G. Bauer et al., Hrsg.) AULA-Verlag, Wiebelsheim 2012; (3) Mitteleuropäische Vogelwelt (K. Heinroth)
Kronen-Verlag Erich Cramer, Hamburg 1959
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