Rohrammer [engl. Reed Bunting]
Die Rohrammer (Emberiza schoeniclus) [Länge 15 - 16,5 cm, Familie der Ammern (Embericidae), die Geschlechter verschieden], volkstümlich aus etwas realitätsfremden Gründen (Kommentar siehe unten) auch "Rohrspatz" genannt, ist Brutvogel in sumpfigen Gebieten (Fluss- und Seeufer, Teichränder und Gräben) mit hoher krautiger Vegetation (Binsen, Schilf, u.a.). Ihr Lebensraum entspricht dem des nicht mit ihr verwandten Schilfrohrsängers. Im Prachtkleid sind die Männchen mit dem schwarzen Kopf und der schwarzen Kehle, dem weißen Nackenband, dem schmalen weißen Bartstreif und der schwarz-hellbraun längsgestreiften Oberseite gut zu identifizieren (siehe erstes Foto) und machen durch den von einer erhöhten Singwarte vorgetragenen recht anspruchlosen Gesang auf sich aufmerksam: "sripp sripp sria sri sri SIRR" . Die Weibchen (zweites Foto) sind deutlich schlichter gefärbt. Die schwarze Kopfbefiederung fehlt gänzlich. Stattdessen haben sie einen beige-farbener Überaugenstreif, düster braune Ohrdecken, einen beige-farbenen Bart- und schwärzlichen Kinnstreif. In ihren wenig kontrastreichen beige-bräunlichen Schlichtkleidern sehen Männchen und Weibchen fast gleich aus.
Das Brutareal erstreckt sich von W-Europa (einschließlich Britische Inseln) über Mittel- und N-Europa und N-Asien bis Japan (in den Mittelmeerländern nur wenige
vereinzelte Brutvorkommen). In W- und Mitteleuropa Jahresvogel (z.T. Kurzstreckenzieher), im Norden und Osten des Brutareals Zugvogel (mit Winterquartieren in Mittel-, West- und Südeuropa). In
Deutschland flächig verbreitet und nicht selten (160.000 - 400.000 Brutpaare). Nestbau bodennah in krautiger Vegetation. Legebeginn Ende April bis Mitte Mai. Gelege enthalten 4 - 5 Eiern.
Brutdauer 12 - 15 Tage (das Weibchen brütet allein). Nestlingszeit 10 - 12 Tage, beide Altvögel füttern. Die Jungvögel sind mit 16 Tagen flugfähig. Nahrung im Sommer überwiegend tierisch
(Insekten u.a. Arthropoden), sonst reife und halbreife Sämereien. - Der Rohrammer-Bestand in Deutschland und Mitteleuropa ist nicht akut gefährdet. Aufgrund von Lebensraumverlusten
(Trockenlegung von Feucht- und Sumpfgebieten, Entfernung der Ufervegetation an Gewässern, u.a.) aber doch Bestandsrückgänge in den letzten Jahren. Zum Schluss noch der oben angekündigte
Kommentar bzgl. des Namens "Rohrspatz" (und zur Redewendung "Schimpfen wie ein Rohrspatz"). Was auch immer die Gründe für diese Namensgebung gewesen sein mögen: Für den Autor dieser
Webseite ist das nur schwer nachvollziehbar. Denn Lebensraum, Soziobiologie, Aussehen und Lautäußerungen/Gesang der Rohrammer sind denen von Haussperling oder Feldsperling nicht ähnlich. Man kann sich allenfalls vorstellen, dass diese Namensgebung entstanden ist aufgrund einer Verwechslung der Rohrammer mit
Sperlingen, die sich nach der Brutsaison in größeren Schwärmen auch einmal in der Vegetation rund um ortsnahe Gewässer aufhalten und dort mit lautem "Tschilpen" auf sich aufmerksam machen.
Quellen der Informationen zu Art: (1) Handbuch der Vögel Mitteleuropas (U.N. Glutz von Blotzheim, Hrsg.)
Lizenzausgabe eBook, AULA-Verlag, Wiebelsheim 2001; (2) Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas
(H.-G. Bauer et al., Hrsg.) AULA-Verlag, Wiebelsheim 2012; (3) Der Kosmos Vogelführer (L. Svensson et al.)
Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2011
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