Girlitz [engl. European Serin]
Der Girlitz (Serinus serinus) [Finken-Familie (Fringillidae), Geschlechter verschieden gefärbt] ist mit seinem kurzen, dicklichen Schnabel und einer Länge von 11,5 cm ein je nach seiner Körperhaltung etwas pummelig wirkender kleiner Fink. Bei den Männchen sind Stirn, Überaugenstreif, Kehle und Brust leuchtend gelb; Mantel, Rücken und Flanken dunkel gestreift (erstes Foto). Die Weibchen (zweites Foto) ähneln den Männchen, sind aber insgesamt deutlich weniger kontrastreich gefärbt und können eventuell mit einem Erlenzeisig verwechselt werden. Sie unterscheiden sich aber von letzterem durch den kleinen Schnabel, den viel heller gefärbten Bürzel (im Flug zu erkennen) und das Fehlen einer markanten Flügelzeichnung. Der Gesang der Männchen, von einer exponierten Singwarte oder im Flug vorgetragen, ist ein längeres etwas zwitscherndes Schwirren. Das Brutareal umfasst Europa (ohne Island, Irland, das nördliche Großbritannien, N-Skandinavien, den größten Teil Finnlands und das östliche Russland), NW-Afrika und größere Teile Kleinasiens. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts war der Girlitz fast nur im Mittelmeerraum verbreitet. Danach erfolgte langsam die Ausweitung des Brutareals nach Norden. Lebensräume sind halb offene Landschaften mit einzelnen Bäumen, Weinberge, Alleen, große Gärten und Parks. In S-England, Frankreich, Spanien, Italien, den Balkanländern, NW-Afrika und Kleinasien ist der Girlitz Jahresvogel, in den übrigen Gebieten Sommervogel mit Winterquartieren im Mittelmeerraum.
Die Nahrung ist überwiegend pflanzlich (Sämereien von Wildpflanzen, Knospen von Sträuchern und Bäumen, aber auch ölhaltige Samen an Futterstellen). Nestbau auf Bäumen (zumeist Nadelbäume) oder in hohen Sträuchern. Meistens zwei Bruten pro Jahr. Ersatzbrut bei Verlust des Geleges. Legebeginn Ende April bis Ende Mai. In den Gelegen 3 - 6 Eier. Brutdauer 12 - 14 Tage. Allein das Weibchen brütet, vom Männchen gefüttert. Nestlingszeit 14 - 16 Tage. Beide Elternvögel füttern. Brutbestand in Mitteleuropa 1 - 2 Millionen Paare (Deutschland 200.000 - 400.000 BP; zum Vergleich: Buchfink in Deutschland 5 - 12 Millionen BP). Derzeit in Gesamt-Europa keine akute Gefährdung der Art feststellbar. Aber seit Ende der 1970er Jahre deutliche Bestandsrückgänge in Deutschland, in den Niederlanden, in der Schweiz und in Dänemark. Ursachen sind der zunehmende Landschaftsverbrauch durch Bau von Siedlungen und Industrieanlagen, übermäßiger Dünger- und Biozideinsatz in der Landwirtschaft mit der Konsequenz des Verschwindens von Wildkräutern als Nahrungspflanzen, etc.
Quellen der Informationen zur Art: (1) Handbuch der Vögel Mitteleuropas (U.N. Glutz von Blotzheim, Hrsg.)
Lizenzausgabe eBook, AULA-Verlag, Wiebelsheim 2001; (2) Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas
(H.-G. Bauer et al., Hrsg.) AULA-Verlag, Wiebelsheim 2012; (3) Pareys Vogelbuch. Alle Vögel Europas,
Nordafrikas und des Mittleren Ostens (H. Heinzel et al.) Parey Buchverlag im Blackwell Wissenschaftsverlag,
Berlin 1995
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