Gimpel [engl. Bullfinch]

Gimpel (Pyrrhula pyrrhula). Adultes Männchen [April]
Gimpel (Pyrrhula pyrrhula). Adultes Männchen [April]

Der Gimpel (Pyrrhula pyrrhula)  [Länge 14,5 - 16,5 cm, Familie der Finken (Fringillidae), Geschlechter verschieden gefärbt, alternativer Name: Dompfaff] ist fest verankert in meinen Erinnerungen an die Kinder- und Jugendzeit. Mein längst verstorbener Onkel W. Klemme war passionierter Ornithologe und hielt in seinem Garten am Stadtrand von Lage (Lippe) eine Voliere mit von ihm selbst gefangenen Finkenvögeln (Gimpel, u.a.),  was in den 1950er Jahren keineswegs illegal war. Ich erinnere mich noch gut an die Momente, wenn ich mit meinem Onkel die Voliere betrat, in den Händen ein paar Gimpel-Leckereien, z.B. die Fruchtstände vom Breitwegerich, und einige der Vögel  angeflogen kamen, sich auf die Hände setzten um an den Sämereien zu knabbern. Der Gimpel ist zweifellos einer unserer farbenprächtigsten Finkenvögel. Bezüglich des Gesangs ist er allerdings kein großer Meister. Es sind sehr bescheidene kleine Melodien, die er pfeift. Recht kurz und auch nicht besonders laut (z.B. "djüüp djüüp piüüh") .

 

Gimpel (Pyrrhula pyrrhula). Adultes Weibchen [März]
Gimpel (Pyrrhula pyrrhula). Adultes Weibchen [März]

Mit der leuchtend rosa-rot gefärbten Unterseite und der glänzend schwarzen Kopfbefiederung ist das Männchen (erstes Foto) unverwechselbar. Das Weibchen (zweites Foto) ist zwar nicht ganz so auffällig gefärbt. Mit seiner grau-violetten Unterseite ist es aber trotzdem eine dezente Schönheit.  Der Gimpel brütet in der borealen gemäßigten Zone der Alten Welt: Von den britischen Inseln nach Osten bis nach Kamtschatka und Japan (kein Brutvorkommen in Island, S-Iberien, Mittelmeerinseln, weiten Teilen Ungarns, Rumäniens, S-Balkanländern und Türkei). In N-Russland und N-Asien Sommervogel, sonst Jahresvogel. Brutbiotope sind die Randbereiche von Wäldern, Feldgehölze mit Sträuchern und zunehmend auch Parks, Friedhöfe und große Gärten. 

 

Gimpel (Pyrrhula pyrrhula). Noch nicht ganz selbständiger Jungvogel [Juli]
Gimpel (Pyrrhula pyrrhula). Noch nicht ganz selbständiger Jungvogel [Juli]

Die Paarbildung erfolgt schon im Spätsommer oder Herbst, also mindestens 6 Monate vor Beginn des Brutgeschäfts. Das Nest wird meist sehr gut versteckt auf Außenästen von Bäumen oder hohen Büschen gebaut. Legebeginn Ende April/Anfang Mai (eine eventuelle Zweitbrut spätestens im August).  Gelege enthalten 4 - 6 Eier. Die Brutdauer beträgt 13 - 14 Tage, die Nestlingszeit 15 - 18 Tage. Die Jungvögel (drittes Foto) werden von beiden Altvögeln gefüttert und betteln nach dem Ausfliegen mit  "drüüp drüüp"-Rufen und Hin und Herschwenken des Körpers um Futter. Sie sind ungefähr 3 Wochen nach dem Ausfliegen selbständig.  Die Nahrung des Gimpels besteht überwiegend aus pflanzlichen Komponenten (Samen und Knospen von Bäumen, Sträuchern und  krautigen Pflanzen, sowie Beeren von Eberesche, Holunder, u.a.). Im Herbst und Winter Besuch von Futterstellen mit geeigneter Körnernahrung (Sonnenblumenkerne, u.a.). Die Nestlinge werden gelegentlich auch mit  Insektenlarven gefüttert.

 

Gimpel (Pyrrhula pyrrhula). Junges Männchen im Stadium der postjuvenilen Mauser [September]
Gimpel (Pyrrhula pyrrhula). Junges Männchen im Stadium der postjuvenilen Mauser [September]

Im Alter von ca. 8 Wochen beginnt bei den Jungvögeln die Jugendmauser, in deren Verlauf sich das Jugendkleid allmählich zum Adultkleid wandelt (viertes Foto). Die Jahresmauser der adulten Vögel findet von Ende August bis Mitte Oktober statt. - Mit etwa 1 Mio. Brutpaaren in Mitteleuropa (Deutschland ca. 300.000) ist der Gimpel-Bestand derzeit nicht gefährdet.

 

Quellen der Informationen zur Art :  (1) Handbuch der Vögel Mitteleuropas (U. N. Glutz von Blotzheim, Hrsg.) Lizenzausgabe eBook, AULA-Verlag, Wiebelsheim 2001;

(2) Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas (H.-G. Bauer et al., Hrsg.) AULA-Verlag, Wiebelsheim 2012; (3) Mitteleuropäische Vogelwelt (K. Heinroth) Kronen-Verlag Erich Cramer, Hamburg 1959

 

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