Graugans [engl. Greylag Goose]
Die Graugans (Anser anser) [Länge 76 -89 cm, Familie der Entenverwandten (Anatidae), Unterfamilie Schwäne und
Gänse (Anserinae), Geschlechter gleich gefärbt] ist von den drei in Deutschland und Mitteleuropa brütenden echten Gänsen
(Graugans, Kanadagans, Weißwangengans) die am häufigsten vorkommende Art. Sie ist die Stammform der Hausgans. Auf dem ersten Foto ein
adulter Vogel auf einem der Riddagshäuser Teiche (Naturschutzgebiet am östlichen Stadtrand von Braunschweig, NS). Auf dem zweiten
Foto ein Männchen, den Neststandort bewachend (Ochsenmoor in der Nähe vom Dümmer See [NS]). Das Brutareal erstreckt sich lückenhaft von West-Europa
(Island, Irland, England, Schottland) sowie West- und Süd-Skandinavien über Mitteleuropa (Belgien, Niederlande, Nord- und Ost-Deutschland) und Ost-Europa (inkl. West-Finnland und Baltikum) bis
zum Kaspischen Meer. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die Graugans in allen geeigneten Lebensräumen Europas (Fluss- und Küsten-Ebenen, von Grasflächen umgebene Binnengewässer, etc.) ein
häufiger Brutvogel. Lebensraumzerstörungen und intensive menschliche Verfolgung haben sie seit Anfang des 20. Jahrhunderts in den Niederlanden und in Westdeutschland praktisch aussterben lassen.
Die restlichen Brutgebiete der autochthonen wilden Graugans-Populationen Deutschlands liegen in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. In den
westeuropäischen Brutgebieten ist die Graugans Jahresvogel, sonst Sommervogel.
Im Nordwesten Deutschlands und im Rheinland trat die Graugans bis Mitte der 1960er Jahre nur als Durchzügler und Wintergast auf. Ab 1970er Jahre wurde sie hier
an einigen Standorten (z.B. Niederrhein-Region, Schwalm-Nette-Gebiet, u.a.) wieder angesiedelt. Ihre Brutstandorte sind eutrophe größere Gewässer und (insbesondere im Rheinland)
rekultivierte Baggerseen bis zu einer Höhenlage von max. 300 m. Im Naturpark Dümmer (Niedersachsen) versammeln sich im Herbst und Winter (zusätzlich zu den dort ansässigen Brutvögeln) mehrere Tausend Graugänse als Wintergäste. Aber
auch am Niederhein lassen sich stets etliche Tausend Vögel als Wintergäste und Durchzügler beobachten. Die Nahrung besteht zum größten Teil aus Gräsern, Sämereien,
Blättern, etc., gelegentlich auch aus Würmern und Insekten. Der Nestbau erfolgt stets in Wassernähe (z.B. im Röhricht, auf Stockausschlägen, in dichter Bodenvegetation, etc.).
Legebeginn in Mitteleuropa ab März/April. Gelege enthalten 4 - 6 Eier. Brutdauer 27 - 29 Tage. Nach dem Schlüpfen verlassen die Jungvögel das Nest und werden von beiden Eltern geführt (siehe
drittes Foto, aufgenommen an einem Graben in der Nähe vom Dümmer See [NS]). Die Jungvögel sind mit 50 - 60 Tagen flügge. Der
Familienverband bleibt bis zum Herbst bestehen und löst sich erst im Verlauf des Winters auf. Die Graugans tendiert zur Bastardierung mit anderen Gänsearten (z.B. Kanadagans). Ihr Bestand in Mitteleuropa (ca. 23.000 - 33.000 Brutpaare) ist
gefährdet durch Bejagung, Zerstörung der Brut- und Rastgewässer durch Bebauung oder Trockenlegung und auch durch menschliche Freizeitaktivitäten. Eine Bedrohung des Artbestands existiert
aber nicht.
Quellen der Informationen zur Art: (1) Handbuch der Vögel Mitteleuropas (U.N. Glutz von Blotzheim, Hrsg.) Lizenzausgabe eBook, AULA-Verlag, Wiebelsheim 2001;
(2) Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas (H.-G. Bauer et al., Hrsg.) AULA-Verlag, Wiebelsheim 2012; (3) Die Vögel des Rheinlandes. Ein Atlas der Brut- und Wintervogelverbreitung 1990 - 2000 (M. Wink et al.) Romneya Verlag & Verlag NIBUK, Dossenheim 2005
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