Reiherente [engl. Tufted Duck]
Die Reiherente (Aythya fuligula) [Körperlänge 40 - 47 cm, Flügelspannweite 67 - 73 cm, Geschlechter verschieden gefärbt] gehört wie die anderen Aythya-Arten (Moorente, Tafelente, u.a.) zu den Tauchenten. Im Prachtkleid können die Erpel (erstes Foto) mit ihrer kontrastreichen Schwarz-Weiß-Färbung und dem für den Artnamen verantwortlichen Schopf mit keiner anderen einheimischen Ente verwechselt werden. Die Weibchen (zweites Foto) sind viel weniger kontrastreich gefärbt. Sie haben anstelle des Schwarz-Weiß dunkle und helle Brauntöne und einen nur ansatzweise vorhandenen Schopf. Das Brutareal umfasst West- und Mitteleuropa, Großbritannien, Island, Skandinavien und Finnland, das nördliche O-Europa und Russland bis O-Sibirien. Bruthabitate sind Binnengewässer, die i.d.R. tiefer und nährstoffärmer sind als die von der Tafelente besiedelten. Außerhalb der Brutzeit werden auch flachere Küstengewässer aufgesucht. Die in Mitteleuropa brütenden Reiherenten sind Jahresvögel, die Brutvögel der nördlichen Regionen Zugvögel (Winterquartiere in Mittel- und S-Europa).
Die Nahrung der Reiherente ist zum größten Teil tierisch (Zuckmückenlarven, Schlammschnecken, kleine Muscheln und Krebse, gelegentlich kleinere Fische, u.a.), aber
auch Verzehr von Pflanzensamen. Wie bei Blässhuhn und Tafelente hat die Wandermuschel Dreissena einen hohen Stellenwert im Speiseplan der Reiherente. Beginn des
Brutgeschäfts ab Ende April (Hauptbrutzeit ist Mai/Juni). Nestbau erfolgt auf kleinen Gewässerinseln (z.B. in Möwenkolonien) oder nahe am Wasser am Boden in dichtem Pflanzenwuchs. Gelege
enthalten 6 - 11 Eier (falls Eierzahl höher, sind mehrere Weibchen am Gelege beteiligt). Brutdauer 23 - 28 Tage. Weibchen brütet allein. Die Jungen sind Nestflüchter, werden vom Weibchen geführt
und sind mit 45 - 50 Tagen flügge, werden aber häufig vom Weibchen schon vor dem Flüggewerden verlassen. Nur 1 Jahresbrut. Auf dem dritten Foto ein Männchen im Schlichtkleid (Ruhekleid nach der
Brutsaison). Anders als bei vielen anderen Entenarten (z.B. Stockente,
Löffelente, u.a.) ist das Männchen hier trotz des im Vergleich zum
Prachtkleid deutlich weniger kontrastreich gefärbten Gefieders immer noch ohne Schwierigkeiten als solches zu erkennen. Auf dem vierten Foto ein junges Männchen im ersten Winter, welches man bei
flüchtiger Betrachtung für ein Weibchen halten könnte. Das schwärzlich schillernde Kopfgefieder und der deutlich zweifarbige Schnabel mit der fast schwarzen Spitze weisen diesen Vogel aber als
Männchen aus.
Auf den Seen und größeren Weihern von Eifel & Voreifel ist die Reiherente i.d.R. Wintergast, beispielsweise auf dem Laacher See, Rodder Maar und Zülpicher See (auf dem letzteren nach eigenen Beobachtungen jährlich etwa 60 Vögel). Ab Anfang der 1980er Jahre brüten auch einige Paare an den rekultivierten Baggerseen des rheinischen Braunkohlereviers (beispielsweise am Zülpicher See und am Füssenicher See). Mit etwa 55.000 - 87.000 Brutpaaren in Mitteleuropa (Deutschland ca. 15.000) ist der Bestand der Reiherente nicht konkret gefährdet. Trotzdem hat die Art europaweit einen ungünstigen Erhaltungsstatus. Sie ist gefährdet durch Störungen an den Brutstandorten (z.B. menschliche Freizeitaktivitäten) und durch Abschuss vor allem in den südeuropäischen Ländern.
Quellen der Informationen zur Art:
(1) Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas (H.-G. Bauer et al., Hrsg.) AULA-Verlag, Wiebelsheim 2012; (2) Die Vögel Mitteleuropas sicher bestimmen. Bildatlas mit Schnellzugang (W. Fiedler) Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim 2015; (3) Die Vögel des Rheinlandes (Nordrhein). Ein Atlas der Brut- und Wintervogelverbreitung 1990 - 2000 (M. Wink et al.) Romneya Verlag & Verlag NIBUK, Dossenheim 2005
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