Mandarinente [engl. Mandarin Duck]
Die Mandarinente (Aix galericulata) [Länge 41 - 51 cm, Flügelspannweite 68 - 74 cm, Geschlechter verschieden gefärbt] ist Neubürger (Neozoon) in Europa. Die Erpel in ihrem farbenfrohen Prachtkleid mit dem roten Schnabel und den großen orangenen Federbüscheln an beiden Kopfseiten wirken wie kleine bunte Clowns (erstes Foto). Die Weibchen sind viel schlichter gefärbt (matt bräunlicher Schnabel, dunkel oliv-braune Oberseite, Brust und Flanken mit Längsreihen gelblicher Flecken). Das ursprüngliche Brutgebiet erstreckte sich vom Südosten Russlands über NO-China bis nach Japan. Schon im 19. Jahrhundert gab es Versuche, die Mandarinente in Europa einzubürgern. Das war insbesondere in England erfolgreich. Dort gibt es jetzt schon mehrere Tausend in freier Wildbahn brütende Paare. In Deutschland kommen frei fliegende Mandarinenten im Großraum Berlin, in Brandenburg, Sachsen, Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz vor. Dabei dürfte es sich meist um nicht brütende Flüchtlinge aus Zoos oder Parkanlagen handeln. Die Anzahl der Brutpaare in Deutschland beträgt etwa 250 - 300, in Belgien ca. 90 und in den Niederlanden ca. 250.
Auf den Gewässern wird die Nahrung (Wasserpflanzen, Sämereien, kleine wirbellose Tiere und Insekten) entweder gründelnd gesucht oder von der Wasseroberfläche aufgepickt. Die Brut erfolgt in Höhlen und Höhlungen (in Baumstubben, Steinhaufen etc.). Die Nestmulde wird nur mit wenig Pflanzenmaterial ausgekleidet. Legebeginn April bis Mai. Die Gelege enthalten 9 - 12 Eier. Brutdauer 28 - 31 Tage. Das Weibchen brütet allein. Die Küken sind Nestflüchter, werden vom Weibchen zu geeigneten Nahrungsplätzen geführt und in den ersten Tagen nach dem Schlüpfen gehudert. Die Jungvögel sind mit 40 - 45 Tage flügge. Am rheinland-pfälzischen Laacher See hielt sich in den Jahren 2008 - 2011 ein unverpaarter Mandarinenten-Erpel auf (wahrscheinlich Flüchtling aus einem Zoo oder einem Vogelpark, ähnlich wie die verwandte Brautente), der in Ermangelung eines Weibchens der gleichen Art einer Stockente den "Hof" machte (zweites Foto). Allem Anschein nach wurde die Zuneigung des Mandarin-Erpels vom Stockenten-Weibchen erwidert (drittes Foto).
Verhaltensbiologisch interessant ist der Sachverhalt, dass das vom Mandarin-Erpel umworbene Stockenten-Weibchen eine deutliche Verletzung bzw. Verwachsung am Schnabel hatte (vgl. drittes Foto) und möglicherweise deshalb nicht mit einem artgleichen Erpel verpaart war. Mehrere Wochen lang war das ungleiche Paar bei seinen gemeinsamen Schwimmausflügen auf dem Laacher See zu beobachten. Soweit ich feststellen konnte, kam es aber nicht zu einer zwischenartlichen Paarung und damit auch nicht zu einer Bastardisierung zwischen Mandarinente und Stockente. Jedenfalls waren in den auf die Balztage folgenden Wochen keine jungen Hybridenten in der Uferregion des Laacher Sees zu entdecken. Ab 2012 war der Mandarin-Erpel vom Laacher See verschwunden.
Quellen der Informationen zur Art:
(1) Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas (H.-G. Bauer et al., Hrsg.) AULA-Verlag, Wiebelsheim 2012; (2) Die Vögel des Rheinlandes (Nordrhein). Ein Atlas der Brut- und Wintervogelverbreitung 1990 - 2000 (M. Wink et al.) Romneya Verlag & Verlag NIBUK, Dossenheim 2005; (3) Das BLV Handbuch Vögel. Alle Brutvögel Mitteleuropas (E. Bezzel) Gräfe und Unzer Verlag GmbH, München 2019
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