Rotkehlchen [engl. Robin]
Das Rotkehlchen (Erithacus rubecula) [früher zur Familie der Drosselvögel gezählt, Länge 14 cm, Geschlechter gleich gefärbt] ist einer der häufigsten und auch bekanntesten Vögel Europas (in Mitteleuropa 6 - 10 Millionen Brutpaare, in Deutschland 2,5 - 4 Mio.). Vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) wurde es 2021 zum Vogel des Jahres gekürt. Sein Brutareal umfasst Europa, N-Afrika (einschl. Madeira und Kanaren), die Türkei, N-Irak und N-Iran. In Mitteleuropa, Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, auf dem Balkan und den Mittelmeerinseln, in Großbritannien, Irland und Kleinasien ist das Rotkehlchen Jahresvogel. Die Brutvögel Skandinaviens, Finnlands, der baltischen Staaten, O-Polens, Weißrusslands und W-Russlands verlassen im Winter ihre Brutheimat und ziehen in weiter südlich bzw. südwestlich gelegene Gebiete. Lebensräume sind Laub- und Mischwälder mit reichlichem Unterwuchs, offene Landschaften mit Hecken, Parkanlagen und gebüschreiche größere Gärten. Falls genügend Büsche und Sträucher vorhanden sind, auch Vorkommen inmitten größerer Ortschaften. Auf dem ersten Foto ein adulter Vogel (evtl. ein solcher im ersten Herbst).
Auf dem Speiseplan des Rotkehlchens stehen Insekten und Insektenlarven, Spinnen, Würmer, Beeren (von Holunder, Hartriegel, u.a.) und im Herbst und Winter auch das an
häuslichen Futterstellen angebotene Weichfutter. Bau des Nests in bodennahen Halbhöhlen (zum Beispiel Erdhöhlen an Böschungen, Höhlungen unter Baumwurzeln, Spalten von Bäumen, in Halbhöhlen
und Nischen von Gebäuden, etc.). Beginn des Brutgeschäfts Anfang April bis Anfang Mai. Häufig 2 Bruten im Jahr (zweite Brut im Juni/Juli). Gelege enthalten 5 - 7 Eier. Brutdauer 14 - 15
Tage. Nestlingsszeit 12 - 15 Tage. Nach dem Ausfliegen werden die Jungvögel von den Elternvögeln noch etwa 8 Tage geführt und gefüttert, später dann von letzteren aus dem Brutrevier vertrieben.
Ein selbständiger Jungvogel auf dem zweiten Foto. Nur geringer Bruterfolg. Insbesondere in hausnahen Gärten ist der Verlust durch Beutegreifer (vor allem Hauskatzen) beträchtlich. Eine
akute Gefährdung des Artbestands ist derzeit für Mitteleuropa und Deutschland aber nicht gegeben.
Etwa fünf Wochen nach dem Ausfliegen setzt bei den Jungvögeln die Jugendmauser ein (drittes Foto), nach deren Abschluss die Jungvögel kaum noch von den Altvögeln zu unterscheiden sind. Allerdings ist die schmale gelbe Flügelbinde, die bei den unvermauserten Jungvögeln recht deutlich zu erkennen ist (vgl. zweites Foto), bei den Altvögeln nur schwach oder gar nicht ausgeprägt. Das Rotkehlchen gehört zu den wenigen Singvögeln, bei denen auch die Weibchen singen (deren Gesang aber deutlich kürzer ist als der der Männchen). Wie Heckenbraunelle, Goldammer, mehrere Grasmücken und Rohrsänger-Arten, u.a. gehört das Rotkehlchen zu den Wirtsvögeln des Kuckucks.
Quellen der Informationen zur Art: (1) Handbuch der Vögel Mitteleuropas (U.N. Glutz von Blotzheim, Hrsg.)
Lizenzausgabe eBook, AULA-Verlag, Wiebelsheim 2001; (2) Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas
(H.-G. Bauer et al., Hrsg.) AULA-Verlag, Wiebelsheim 2012; (3) Das Rotkehlchen als Vogel des Jahres 2001
(J.H. Reichholf) Naturwissenschaftliche Rundschau 74. Jahrgang, Heft 4, Stuttgart 2021
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